Schinkels Erben Von Dirk Meyhöfer

Karl Friedrich Schinkel (1781 - 1841) war ein Genie: Architekt, Maler, Bühnenbildner, Möbelbauer und Berater des Königs. Bei der letzten großen Ehrung zum 200. Geburtstag 1981 legten die Historiker der Bundesrepublik den Schwerpunkt auf seine Rolle als Künstler, weil sich Bauten wie das Alte Museum, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, die Neue Wache in Ostberlin befanden.

Zu Schinkels 225. Geburtstag am 13. März 2006 hat sich der Fokus verändert - dokumentiert durch den Willen, Schinkels Schlüsselwerk, die zu DDR-Zeiten abgerissene Bauakademie am Berliner Schlossplatz, wieder aufzubauen und zu einem archimedischen Punkt deutscher Architekturforschung zu machen.

Sprach man im 19. Jahrhundert noch von einer stilistisch überschaubaren Schinkelschule, wurde Schinkel im 20. Jahrhundert zum Wegbereiter moderner Architektur. Je nach Sichtweise wird er mit den Klassikern der Moderne wie Mies van der Rohe oder Philip Johnson in Zusammenhang gebracht, aber auch mit Albert Speer oder Hermann Henselmann (Stalinallee). Selbst Postmoderne wie James Stirling beziehen sich auf ihn. Wenig verwunderlich, denn Schinkel selbst war janusköpfig. Er besaß eine emotionale und eine rationale Seite, ließ sich von Gotik genau so leiten wie von der Antike. Heute gilt er als der deutsche (preußische) Baumeister schlechthin.